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Kosten & Risiko-Management im Bitcoin-Mining – CapEx↔OpEx, Hedging & Cashflow

von Eduardo Barbi 3 Min. Lesezeit

Kurzfassung: Mining rechnet sich, wenn Cashflow planbar ist: CapEx vs. OpEx sauber trennen, Strom- & Preisrisiken hedgen, kWh-genau abrechnen und Wartungsrücklagen bilden. Günstige kWh allein reichen nicht – Uptime, Power-Quality & Reaktionszeiten bestimmen die Rendite.

CapEx ↔ OpEx – die richtige Struktur für dein Ziel

CapEx (Kauf) senkt laufende Kosten, bindet aber Liquidität. OpEx (Hosting/Leasing) hält dich flexibel und ermöglicht ein schnelleres Go-Live. In der Praxis kombinieren erfolgreiche Setups beides: Kernflotte als CapEx, Spitzenlast als OpEx.

  • CapEx: Kaufpreis, Zölle/Versand, Setup, Ersatzteil-Pool, Abschreibung
  • OpEx: kWh-Kosten, Hosting-Fee, Netzwerk/Pool-Fee, Wartung
  • Zielgröße: Cash-on-Cash, ROI/IRR & Liquiditätsreichweite (Runway)

Cashflow-Basics – was jeden Monat wirklich zählt

Plane auf Monatsbasis: Einnahmen (Hashprice × Hashrate) vs. Ausgaben (Energie, Hosting, Rücklagen, Zins/Leasing). Berücksichtige Anlauf- und Wiederanlaufzeiten, Curtailments und Hardware-Downtime.

  • Fix: Hosting-Fee, Miete/Leasing, Versicherungen
  • Variabel: kWh, Pool-Fee, Ersatzteile, Transport
  • Rücklagen: 3–5 % vom Monatsumsatz für Wartung/Failures

Beispiel (vereinfacht)

// Monatsblick
Hashrate:  120 TH/s
Effizienz: 26 J/TH (≈ 3.1 kW)
Strom:     0.06 €/kWh  → 3.1 kW × 720 h × 0.06 = 133.9 €
Hosting:   50 €/Monat
Pool:      2 %
Umsatz:    Hashprice × 120 TH/s   // schwankt mit BTC & Difficulty
Profit:    Umsatz × (1 - 0.02) - 133.9 - 50 - Rücklage

Hedging – Hashprice & Stromkosten glätten

Deine Erträge schwanken mit BTC-Preis und Difficulty. Hedging reduziert Volatilität und schützt Cashflows, ohne „alles“ abzusichern.

  • BTC-Preis: gestaffeltes DCA-Verkaufen, Covered Calls / Forwards für fixe Tranche
  • Strom: Fixpreis-PPA, Index-Tarif mit Cap/Floor, Curtailment-Regeln vertraglich klären
  • Wechselkurs: EUR/USD absichern, wenn in USD abgerechnet wird

Wartung & Ersatzteile – Ausfälle in Geld denken

Lüfter/PSUs sind Verschleißteile. Plane Failureraten (z. B. Lüfter 3–5 % p. a.) und halte Schnelltausch-Bestände vor. Prüfe RMA-Prozesse je Hersteller und dokumentiere Seriennummern.

  • Spare-Pool: 2–4 % Lüfter, 1–2 % PSUs, Ersatz-Controller nach Flottengröße
  • KPIs: MTTR < 2 h, Response < 15 min, Uptime-Ziel ≥ 99 %
  • Dokumente: RMA-Nachweise, Seriennummern, Audit-fähige Reports

SLAs, Abrechnung & Compliance

Gute Verträge sind messbar: kWh-genaue Abrechnung (MID-Zähler), getrennte Energie/Service-Positionen, Monatsreport mit Hashrate-Verlauf und Work-Orders, Export (CSV/API).

  • Messung: kWh je Rack/Strang oder Gerät, Zeitstempel synchronisiert
  • Reporting: Hashrate, Temperatur, Alarme, Tickets, Curtailments
  • Recht: deutsches Recht, DSGVO-konforme Verarbeitung, klare Haftungsgrenzen

Entscheidungsvorlage – Checkliste

Strategie   ✓ CapEx/OpEx-Mix, Runway ≥ 6–12 Monate
Strom       ✓ Fix / Index mit Cap/Floor, Curtailment-Regeln
Standort    ✓ Uptime-Historie, PUE, Power-Quality, MTTR
SLA         ✓ Uptime-Ziel, Response, kWh-genaue Abrechnung
Hedging     ✓ BTC-Preis- & FX-Strategie definiert
Wartung     ✓ Spare-Pool, RMA-Prozess, Dokumentation
Controlling ✓ Monatsreport & CSV/API-Export, Soll/Ist-Vergleich

Praxis: Lean Scaling vs. Hard Scaling

Lean Scaling: erst 5–20 % Hedging, Learning-Loop über Reports, dann Flotte ausbauen.
Hard Scaling: große CapEx-Blöcke + Fixpreis-Strom; Risiko geringer Volatilität, aber höhere Bindung – funktioniert mit belastbaren SLAs und Power-Quality.

Fazit: Wer Cashflow steuert, gewinnt. Struktur schlägt Bauchgefühl – und gute SLAs schlagen „billigste kWh“. Starte klein, messe sauber, skaliere mit Daten.

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